Dr. Patrick Andrä ist Mitgründer und Geschäftsführer von HomeToGo (www.hometogo.de), der weltweit größten Suchmaschine für Ferienhäuser und -wohnungen. Im Jahr 2014 haben Wolfgang Heigl, Nils Regge und Patrick Andrä das Berliner Startup gegründet. Aktuell werden über 17 Millionen Angebote für Ferienunterkünfte in über 200 Ländern von mehr als 800 Anbietern durchsucht und deren Preise verglichen. HomeToGo betreibt 23 lokalisierte Webseiten in Europa, Amerika und der Asien-Pazifik Region.
Warum bist du geworden was du bist?
Aus Liebe zu neuen Technologien und zum Unternehmertum. Ich habe schon immer nicht still sitzen können und daher neben Schule, Studium, Promotion auch andere unternehmerische Ideen verfolgt. Zudem hatte ich nach meinen vorherigen Stationen auch eine klares Bild wie ich zusammen mit anderen arbeiten wollte. Und das geht natürlich am besten, wenn man eine eigene Firma gründet und sich sein Umfeld selbst schafft.
Ich hatte mir schon als Jugendlicher überlegt, dass ich gerne gründen und etwas eigenes aufbauen möchte. Ich brachte mir neben der Schule selbst das Gestalten und Programmieren von Webseiten bei, arbeitete neben der Schule als Programmierer beim ersten Internet Service Provider in meiner Heimatstadt Hannover um mich dann “selbstständig” zu machen und schon bald auch viele Kunden aus den USA zu haben. Gleichzeitig versuchte ich mit Schulfreunden mit einer anderen “Firma” ein Computerspiel zu entwickeln, dass aber leider nie das Licht der Welt erblickte. Später studierte und forschte ich dann in Jura und BWL, u.a.in Göttingen, Würzburg, Oxford und Münster und betrieb nebenbei einen kleinen e-Commerce Shop. Noch während meiner Promotion kam ich dann zu Rocket Internet (als Rocket noch in den Kinderschuhen steckte) und war dann zuletzt bei Home24 als Director Business Development tätig als ich meine Mitgründer Wolfgang Heigl und Nils Regge kennenlernte.
Gemeinsam hatten wir die Idee zu HomeToGo in seiner heutigen Form. Heute bin ich sehr dankbar, Mitgründer und Geschäftsführer eines der erfolgreichsten Startups Europas mit einem großartigen Team sein zu dürfen und jeden Tag meinen Traum leben zu können.
Was sind in deinem Job aktuell die größten Herausforderungen?
Die sich ständig ändernden Bedingungen, die mit dem rasanten Wachstum einhergehen. Wir sind innerhalb von gerade einmal fünf Jahren zur weltweit größten Suchmaschine für Ferienhäuser und -wohnungen gewachsen, haben unseren einstigen globalen Wettbewerber (Tripping.com aus den USA) letztes Jahr übernommen und haben damit und der Übernahme von Casamundo unsere Mitarbeiterzahl auf über 250 erhöht. Wir müssen nun neben dem Tagesgeschäft auch neue Strukturen schaffen und bestehende dynamisch anpassen, um dem schnellen Wachstum gerecht zu werden. Hierfür die Prioritäten richtig zu setzen und täglich die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist nicht immer leicht. Aber zum Glück bin ich ja nicht alleine, sondern habe ein tolles Team, das mich täglich unterstützt.
Was ist deiner Meinung nach der wesentliche Faktor für ein erfolgreiches Startup und warum?
Die Auswahl des richtigen Teams. Man braucht in unterschiedlichen Wachstumsphasen Mitarbeiter, die sich mit den jeweiligen Herausforderungen auskennen und die richtige Expertise zur richtigen Zeit mitbringen und im Bestfall besser als man selber sind. Gleichzeitig muss man die Balance finden, die intern aufgebauten Talente zu entwickeln und frischen Wind durch Neueinstellungen zu bekommen. Was mich besonders freut ist der Fakt, dass wir in allen Abteilungen Mitarbeiter haben, die bereits seit über 4 Jahren bei HomeToGo arbeiten, in vielen sogar länger als 5 Jahre. Und das obwohl wir erst 5 ½ Jahre alt sind. Viele haben bei uns auch den Berufseinstieg gemacht oder als Praktikant oder Werkstudent angefangen, sich prächtig entwickelt und leiten heute wichtige Bereiche und Teams.
Was möchtest du jedem Startup mit auf den Weg geben?
Fokussiert euch auf das Wesentliche zur richtigen Zeit. Es gibt Phasen, in denen kann man sich auch mal um das “nice to have” kümmern. Aber dafür müssen die Grundlagen geschaffen werden. Gerade am Anfang ist es wichtig, dass man die Arbeitsfelder genau absteckt und sich auf ein klares Ziel ausrichtet – und dabei auch mal mutig ist und einfach etwas probiert, ohne Angst zu haben, zu versagen.
Und bleibt hartnäckig dabei. Wer hartnäckig ist, aber natürlich gleichzeitig nicht engstirnig, erhöht meines Erachtens seine Erfolgschancen als Startup immens, auch wenn es ggf. einmal Rückschläge geben sollte.
Wie siehst du die Startup-Region Ruhrgebiet?
Meiner Meinung nach hat die Startup-Region Ruhrgebiet ein riesiges Potential. Wenn man sich einmal anschaut, wie viele talentierte Menschen, die Lust auf innovative und neue Arbeitswelten haben, in der Region wohnen, wie hoch die Dichte an hervorragenden Hochschulen hier ist, dann freue ich mich auf die nächsten Erfolgsgeschichten. Es wird Zeit, dass die Region nicht mehr nur als Kohle-Region, sondern als großer Tech-Hub betrachtet wird. Das Potential dafür hat sie auf jeden Fall.
Welche Veränderungen konntest du bezogen auf die lokale Startup-Szene in den letzten 1-2 Jahren feststellen?
Es tut sich viel im Ruhrgebiet. Man liest immer mehr in den Medien über die Szene aus dem Westen Deutschlands und es entwickeln sich einige spannende Projekte. Nicht zuletzt durch den aktiven Part von Deutsche-Startups und den regelmäßigen Podcast-Erwähnungen der Ruhrpott-Szene bekommt sie mehr und mehr die Aufmerksamkeit von Investoren, die sie verdient. Aus der Ferne betrachtet scheint sich vieles zu tun und auch die Politik versteht langsam, dass es neben den Kohlekraftwerken und Nostalgie noch sehr viele andere spannende Möglichkeiten und Chancen gibt.
Dein Wunsch für die Startup-Region Ruhrgebiet (140 Zeichen)
Der Startup-Region Ruhrgebiet wünsche ich, dass sie bald das erste Einhorn hervorbringt und die Zahl der Neugründungen weiter steigt.